Montag, 7. Oktober 2019

Allgäu SwimRun 2019

Was tut frau, wenn das Wetter in der zweiten Urlaubswoche zu nass und zu kalt für die geplante Radtour ist? Sie geht schwimmen. 😄
Aber von vorne: da die Lieblingsschwester schon seit einigen Jahren bei SwimRun-Bewerben antritt, hatte ich ja schon das ein oder andere Mal die Gelegenheit, mit ihr ein paar Trainingsrunden zu drehen. Fand das auch immer ganz lustig, allerdings fehlte mir der Ehrgeiz, intensiver in diese Richtung zu trainieren.
Bis ich vor gut zwei Monaten entdeckte, dass es bei der heurigen Ausgabe des Allgäu SwimRun auch einen Sprintbewerb geben wird, der - tadaaa - auch als Einzelstarterin möglich sein würde. Das wäre doch mal ..., da könnte ich doch..., soll ich das probieren... So ganz ließ mich diese Idee nicht mehr los und ich erzählte sogar einer Freundin und Vereinskollegin davon. Die hatte allerdings zu diesem Zeitpunkt noch Paris-Brest-Paris vor sich, fand die Idee dort zu starten aber auch nicht uninteressant. Kurz danach stellten wir bei der Expedition Wallersee fest, dass wir das gleiche Schwimmtempo haben.
Langer Rede kurzer Sinn: nach Heides Gewaltbrevet in Frankreich beschlossen wir, als Team bei der Sprintdistanz anzutreten. (Weil es ja irgendwie doof wäre, wenn wir beide einzeln starten und dann doch gemeinsam laufen würden).

So liefen wir in den vergangenen Wochen des öfteren zum See, sprangen rein, schwammen, rannten raus und weiter usw. usf., schließlich wollten wir uns schon ein wenig auf diese, für uns ungewohnte Disziplin vorbereiten. Leider kam uns das Wetter hier aber gar nicht entgegen, denn es wollte einfach nicht dauerhaft kühl werden und so hielt sich zumindest die Wassertemperatur bis Anfang Oktober bei mindestens 18 Grad. Trotzdem schaffte ich es zumindest einmal zu einem Durchgang mit Neoprenanzug, denn das laufen darin, ist auch sehr gewöhnungsbedürftig.
Zwei Tage vor dem Bewerb tat uns dann der Obertrumersee den Gefallen auf 16 Grad abzukühlen, was wir noch für eine kurze Kältetoleranzübung nutzten, da die Seen im Allgäu immer deutlich unter 15 Grad liegen.

Die Wetterprognosen für Oy waren - spannend. Da war von 10 Grad, starkem Regen und Sturmböen zu lesen. Als wir am Freitag Nachmittag dort ausstiegen war es - schlimmer!
Schon der Weg vom Auto zur Pension und danach zum Treffpunkt der Veranstaltung ließ uns zittern und bibbern. Ich sah den großen Vorteil darin, dass ich beim laufen im Neo zumindest keinen Hitzeschlag erleiden würde.


Bei der Startnummernausgabe am Samstag war zwar noch von 14° Wassertemperatur gesprochen, aber das dürfte eine etwas zu optimistische Aussage gewesen sein. Wegen des Sturmes musste für den Hauptbewerb die Strecke geändert werden, da eine Seequerung am ersten See nicht möglich war.
Unser Start war erst um 12 Uhr, so hatten wir den ganzen Vormittag für uns zum lesen, aufwärmen und rumlungern.







Da war es sehr von Vorteil, im Team zu starten, denn ob ich so ganz alleine in dieses unwirtliche Wetter getreten wäre, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.





So aber quetschten wir uns nach dem Race-Briefing in unsere Leih-Neos. Heide hatte sich in der Früh spontan für ein langes Modell umentschieden, ich blieb bei dem für mich vorgesehenen eher dünnen kurzen Anzug.

Dann hieß es nur noch alle notwendigen Utensilien umhängen, Badekappen aufsetzen (schließlich regnete es draußen ja die ganze Zeit), Schwimmbrille einstecken und ab zum Start. 
Das Starterfeld war überschaubar und um die Sache erst mal ganz locker anzugehen, reihten wir uns ganz hinten ein. Glücklicherweise hatten wir erst mal ein paar Kilometer, um uns warmzulaufen (und ich, um gleich mal über einen Stein zu stolpern und eine Bruchlandung hinzulegen). Heide legte bergab gleich ein flottes Tempo vor und ich begann nach ca. 200 Metern innerlich zu fluchen, nicht öfter mit Neo gelaufen zu sein. Ich bekam nämlich (gefühlt) schlicht und ergreifend kaum Luft. Zwar hatte ich den Reißverschluss vorne geöffnet, aber mit Startnummer und Restube war die Sache trotzdem noch ungewohnt eng. So liefen wir auch eher wortkarg den ersten Teil bis zum ersten Schwimmeinstieg. Die erste Querung war 900 Meter, wobei meine Zick-Zackroute die Strecke "ein wenig" verlängerte. Was unsere Schwimmzeit verlängerte, waren die Strömung, die Wellen und ich. Ich brauchte unglaublich lange, um in einen halbwegs vernünftigen Schwimmrhythmus zu kommen und hatte dabei ständig ein schlechtes Gewissen Heide gegenüber, die (scheinbar) ruhig dahinschwamm, weil ich wußte, dass sie im Vergleich zu mir sehr viel schneller auskühlt und in diesem kalten Wasser auf mich warten musste! Ab der Hälfte der Strecke fühlte es sich dann für mich etwas besser an, da hatte sie schon mit der Kälte zu kämpfen. Die Helfer beim Schwimmausstieg waren bestens vorbereitet und hatten sogar warmes Wasser, das sie sich dann über die Zehen goß, um weiterlaufen zu können. Nach diesem Teil wußten wir, dass es nun nicht mehr ganz so schlimm werden würde. Es kamen noch 2 kurze Schwimmabschnitte kurz hintereinander und dann die letzten 2-3 Laufkilometer zum Ziel. 
Nach dem dritten Mal schwimmen, wobei die Wellen von hinten links kamen und ein "tolles" Wellenreitergefühl aufkommen ließen, bat ich Heide, mir auch den hinteren Reißverschluss des Neos aufzumachen, weil ich hoffte, dadurch mehr Luft und Energie für die letzte Etappe zu kriegen. Nur hatte mir da blöderweise schon jemand den Stecker gezogen und so zuckelten wir im Sparmodus den Weg zurück. 
Aber angekommen sind wir trotzdem und wurden - leider für sie, aber netterweise für uns - im Ziel von der Lieblingsschwester begrüßt, die mit ihrer Teampartnerin wegen Unterkühlung aufgeben musste.
Dort gab es erst mal heiße Suppe (für mich), Tee und Schokolade für Heide und nachdem wir uns umgezogen und das Nudelbuffett geplündert hatten, kehrten auch die Lebensgeister zurück.
Dass wir es mit dieser Leistung auf den dritten Platz der Damenteams geschafft haben, lag daran, dass es nur drei Teams gab! Trotzdem war es ein unglaublich tolles Erlebnis, das ich alleine wohl nie so hätte durchziehen können!
9km laufen, 1,5km schwimmen, 8° Luft-, ca.10° Wassertemperatur, Regen, stürmischer Wind, 1h41;

18 Kommentare:

  1. Wow, ihr seid ja hart! Ich hätte das wohl auch nicht durchgezogen!

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    1. Danke Markus, es half sehr, dass wir im Team gestartet sind und da auch noch ein paar andere Verrückte am Start standen! ;)

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  2. Liebe Doris,
    erstmal ganz herzliche Gratulation an Euch beide zum Finish, zum Stockerl und dass Ihr das durchgezogen habt! Brr, das sind ja Bedingungen zum Daheimbleiben, aber wie sagt man so schön "Geteiltes Leid ist halbes Leid" bzw. besser "Geteiltes Leid macht doppelt Freude und Stolz" (Hoffe ich doch). Von so einem Wettbewerb habe ich noch nichts gehört. Ich kenne nur erst die eine, dann die andere Disziplin. Aber abwechselnd, das stelle ich mir nochmals fordernder vor. Und dann noch Laufen im Neo... daran dachte ich gestern mal, als ich mich im hiesigen Regen läuferisch betätigte.
    Ihr seid echt zwei ganz harte, ab in den Garten! ;-)
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke liebe Elke,
      die doppelte Freude kann ich wirklich unterstreichen! Wir hätten beide wohl alleine nicht so durchgebissen. :)
      SwimRun ist noch eher neu bei uns, in den nordischen Ländern aber schon sehr verbreitet. Und da es wirklich lustig ist, kommen auch in unseren Breitengraden mehr und mehr Bewerbe auf. :D

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  3. Liebe Doris,
    Respekt für diese Leistung bei den widrigen Bedingungen auf unbekanntem Terrain 😊👏
    Du hast die Schwierigkeiten gut beschrieben und ich kann es gut nachvollziehen, dass die Lauferei im Neo eher unangenehm und auch ungewohnt ist, wobei ich so etwas noch nie versucht habe.
    Aber eine Frage habe ich dann doch noch, bist Du barfuß gelaufen? Denn ansonsten wären die Schuhe ja komplett nass, was auch noch zur Auskühlung beitragen würde.

    Salut und erhol Dich gut

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    1. Lieber Christian,
      ja die Enge war eher unangenehm, wobei ich ja auch selbst "schuld" bin, ich hätte das ja auch üben können! ;) Aber dafür hat mein Ehrgeiz einfach nicht gereicht.
      Und nein, es wird mit Neo gelaufen und mit Schuhen (eine Einzelstarterin war in VFFs unterwegs, das geht natürlich auch) geschwommen. Die Strecke ist sehr trailig und ein Schwimmausstieg war auch vom Untergrund her gar nicht barfußfreundlich!
      Danke, die Erholung ist schon passiert. Es waren ja "nur" gut eineinhalb Stunden! :D

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  4. Liebe Doris,
    Hammer, der 3. Platz bei den Damen ist auf jeden Fall verdient. Das nur 3 dabei waren, spielt keine Rolle, weil alle anderen Damen, die hätten starten können, waren im warmen Haus auf der Couch ... :-)))
    Ihr seid echt Helden. Bei diesen Temperaturen!!!! Ich friere schon bei dem Gedanken an Schwimmen in diesem Wasser.
    Schade das Birgit und ihre Partnerin der Kälte kleinbei geben mussten, aber das ist definitv keine Schande. Die Kälte ist der schlimmste Energiefresser. Und wenn du erstmal richtig durchgefroren bist, dann ist die Kraft pfutsch. Nächstes Jahr wird es dann wärmer. Und nächstes Jahr sind Karina und ich mit dabei :-)
    Also herzlichen Glückwunsch an dich und Heide und liebe Grüße an Birgit und Partnerin.
    LIebe Grüße
    Helge

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    1. Danke liebe Helge,
      da hast du recht, wer nicht startet kann auch nicht vor uns im Ziel sein! :D
      Birgit und Kerstin wollten sich nach der langen Schwimmstrecke (eine Stunde!!!) gegen Strömung ein bißchen aufwärmen und kamen dann einfach nicht mehr auf Betriebstemperatur. Aber nachdem die beiden ja schon "alte Hasen" im SwimRun sind, war es für sie klar, dass sie abbrechen, weil sie ja auch wußten, wie die Strecke noch weitergeht.
      Jedenfalls ist das Wetter in Oy immer gut für eine Überraschung - hihi! Die Grüße richte ich gerne aus. :)

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  5. Ui, soviel Text gibt es bei Dir selten, liebe Doris!

    Aber so ein sportliches Highlight bei so widrigen Bedingungen braucht eine entsprechende Darstellung. Mein großen Respekt fürs Überhaupt an den Start gehen und Durchziehen. Und gelernt habe ich auch noch etwas, nach Hinzuziehung von Googel weiß ich jetzt was eine Restube ist.

    Herzlichen Glückwunsch an Euch beide und liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      hihi - ist mir auch aufgefallen.
      Aber nachdem ich noch gar nichts über diese Pläne geschrieben hatte, wollte ich ein bißchen was auch dazu schreiben und wer länger unterwegs ist, der kann auch was erzählen. ;D
      Somit habe ich meinen Bildungsauftrag im Namen der Firma Restube nun auch erledigt und kann getrost in meine letzte Urlaubswoche starten. :D
      Danke!!!

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  6. Liebe Doris,
    herzlichen Glückwunsch zum Finish. Nachdem ich schon den Bericht von unseren 2 schnellen Jungs, die gewonnen haben, gelesen hatte, war ich sehr sehr froh, dass wir uns entschieden hatten, unseren Start noch ein Jahr nach hinten zu verschieben. Meinen größten Respekt, dass ihr da durchgezogen habt. Liebe Grüße an Heide,Birgit und Kerstin. Deren Entscheidung auszusteigen war mit Sicherheit total richtig.
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Danke liebe Karina,
      ich habe wirklich des öfteren an euch gedacht und fand die Entscheidung nicht zu starten sehr vernünftig! ;)
      Die Grüße habe ich schon ausgerichtet, bzw. habe ich die drei anderen einfach "angewiesen", sie mögen die Kommentare selbst lesen. :D

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  7. Puh - die bringen da im Allgäu Veranstaltungen an den Start, die sind mir echt zu heftig. Meine Bewunderung dafür, dass du dich durchgebissen hast, liebe Doris.
    Gönne dir in den kommenden Tagen und Wochen viele warme Tees, Zitronen-Ingwer-Wässerchen und ähnliches. Das dauert bestimmt ein bisschen, bis mensch nach so einer Strapaze wieder komplett durchgewärmt ist.

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    1. Liebe Lizzy,
      eigentlich kommt die Sportart ja aus Schweden, wo die Witterungsbedingungen sicher auch nicht so anders sind. Die Allgäuer Ausgabe hat durch den späten Termin und die Höhenlage eben auch den "Kaltwasserbonus". :D
      Ich war aber am Samstag Abend schon gut aufgewärmt, gestern schon wieder im Regen laufen und möchte diese Woche unbedingt noch mal im Wallersee schwimmen. Der wird mir sicher lauwarm vorkommen. ;)

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  8. Liebe Doris,
    auch ich zolle euch größten Respekt. Boah, eh, da erfriere ich ja schon beim Lesen! So wenig, wie ich an Land friere, so schnell "sterbe" ich vor Kälte im Wasser! ... und dann noch aufs Treppchen! Gratulation!
    Genieß deine letzten Urlaubstage!
    LG Manfred

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    1. Ich hoffe, du lebst noch und bist nicht beim Lesen dem Kältetod zum Opfer gefallen! :D
      Die letzte Urlaubstage waren ganz wunderbar! :)

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  9. Liebe Doris,
    Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Finish. Nur die Harten kommen ... usw. Das kennst Du ja. Was es bedeutet, das Schwimmen und Laufen in unmittelbarer Folge zu bewältigen, habe ich vor kurzem bei Swim&Run im Trierer Nordbad selbst ausprobiert. Allerdings waren das die Distanzen 700 Meter im Becken und dann 5 Kilometer laufen in einem ekeligen Zickzackkurs. Etwas länger würde mir da entgegengekommen. Aber zumindest war das Wasser so warm, dass kein Neo nötig war.

    Liebe Grüße
    Rainer

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    1. Danke lieber Rainer,
      ja nu, da sitzen wir nun also im Garten rum... ;)
      Stimmt, du hast dich ja in Trier auch an eine neue Disziplin gewagt. (Und festgestellt, dass Socken in nassen Schuhen kein Fehler sind).
      Mir hat der SwimRun trotzdem sehr viel Spaß gemacht und praktisch finde ich, dass das Umziehen dabei entfällt. :D

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