Dienstag, 26. September 2017

Radwandern am Inn

Urlaub! Ach wie hab ich mich heuer auf ihn gefreut. 
Gestern war mein erster offizieller Urlaubstag, aber schon am Freitag habe ich mein Rad gesattelt und bin mit ihm nach Innsbruck gereist. 
Geplant war, innerhalb von sieben Tagen den Innradweg von Innsbruck bis Passau entlangzuradeln. Warum? Schwer zu sagen. Jedesmal wenn jemand von einer langen oder mehrtägigen Radtour berichtete, sei es live (ja, liebe Beate, dich meine ich) oder im Blog (liebe Alexandra, da warst du sehr stark beteiligt), war ich ganz begeistert und dachte mir: sowas will ich auch mal machen.
Ein paar Ideen wurden gewälzt und wieder verworfen, der Inn blieb schließlich für meinen Erstversuch über. Eigentlich hatte ich auch vor, einen kleinen Teil des Radwegs schon Anfang September zu Testzwecken zu radeln (remember? Brrrrr.....), um mal festzustellen, ob mir diese Art von Urlaub gefällt. Fiel dann aber dem Herbsteinbruch zum Opfer.

Dann also ohne Generalprobe - Radtaschen ausgeliehen, bepackt, los ging's.
aufgesattelt
Erst mal mit der S-Bahn nach Salzburg (hach macht das Spass in den überfüllten Schülerzügen nicht nur ein Rad, sondern ein vollbepacktes mitzunehmen) und von dort mit dem Railjet nach Innsbruck.
Dem Konstrukteur dieser Züge wünsche ich, er möge in der Hölle bis zum Sanktnimmerleinstag schwere Fahrräder durch diese steilen, engen Ein-/Ausstiege hinein- und hinauswuchten müssen, auf dass er viel Freude mit seiner Arbeit haben möge!
Aber es ging ja ums Rad- und nicht ums Zugfahren. Also stieg ich in Innsbruck wieder aus, suchte den kürzesten (Hüstel...) Weg zum Inn und fuhr los.
Kaum war ich etwas aus der Stadt draußen, war ich erst mal sehr positiv überrascht. Die Ausschilderung des Radwegs ließ sogar so einen Orientierungsdepp wie mich, sicher die richtige Strecke finden. Das war ja Luxus pur!
Mein Plan war, die Tagesetappen eher kurz zu halten, da ich es nicht gewohnt bin, lange Strecken zu radeln und schon gar nicht, mehrere Tage lang. Also suchte ich mir am Freitag schon bald mal ein Zimmer und verbrachte den Nachmittag damit, ein wenig durch die Gegend zu spazieren.
Auch wenn die Gegend um Kramsach sehr malerisch ist, stellte ich fest, dass das irgendwie langweilig ist. Nur rumspazieren, kann ich daheim ja auch. Da hätte ich auch noch den neuen Krimi liegen, und überhaupt...
Also neue Planung: Ab Tag 2 längere Strecken radeln. Um zwischendurch ein wenig besser vorplanen zu können, wollte ich am Samstag dann den Routenplaner am Handy befragen, das aber meinte, so ganz ohne des nächtens aufgeladen zu werden, wolle es nicht mehr mit mir kommunizieren. Ups. Hatte ich wohl vor lauter Entspannung vergessen. Aber dafür hatte ich ja mein "tragbares Ladegerät" mit und dank des Wetters, funktionierte es sogar einwandfrei!
 
Länger radeln hieß dann auch, Kufstein nur zu streifen und zu sehen, wie weit meine Beine gewillt waren zu treten.
Die "Perle" Tirols
Die Beine waren willig und so kam ich an diesem Tag bis knapp vor Rosenheim, wo ich (etwas mühsam, aber doch) ein Zimmer fand. Dass es in dem kleinen Ort keinen Bankomat gab und in dem Gasthaus nur Barzahlung akzeptiert wurde, brachte mir dann noch 10 Extrakilometer, weil "ist ja nicht weit". 
So machte das Ganze schon mehr Spaß. Nach dem Ausflug in den Nachbarort (wo es eine ausgezeichnete Bäckerei mit RIESENkuchenstücken gab), war noch Zeit zu duschen, ein bißchen nachzulesen, wie weit ich am nächsten Tag fahren könnte und dann gab es schon Abendessen.
Der Sonntag war der sonnigste und wärmste Tag meiner kleinen Tour und so brauchte ich schon kurz nach Rosenheim den ersten Stopp, um mich aus ein paar Schichten Kleidung zu schälen und ein paar Kitschfotos zu machen.
Immer diese schweren Entscheidungen
Was leider etwas nachließ, war die Häufigkeit der Wegweiser, was mich aber erst dann zu stören begann, als der Radweg kaum mehr direkt am Inn, sonder mehr im Hinterland verlief. Da fuhr ich dann schon des öfteren ziemlich ratlos durch die Gegend, fand zwar Zeichen für Radwege , aber eben kaum mehr solche des Innradwegs. Das machte das Ganze etwas mühsam (Orientierungslegastheniker, werden das verstehen) und mich etwas mürbe. Dazu kam, dass die Strecke in diesem Abschnitt doch das eine oder andere Hügelchen aufwies, das meine Beinkraft zum Teil überforderte. 
Jedenfalls sank am Sonntag die Vorfreude auf vier weitere Radtage rapide ab. Kürzere Etappen wollte ich aber auch nicht wieder machen, also beschloss ich einfach in Mühldorf zu übernachten, die Radreise am Montag in Braunau zu beenden und von dort aus mit dem Zug wieder nach Hause zu fahren.
Nebellandschaft
Ob es dieser Entschluß war oder wirklich die Streckenführung weiß ich nicht, aber am Montag habe ich mich öfter verfahren, als in den drei Tagen zuvor. Teile des Innradwegs sind nach den Hochwasserschäden von Ende August noch gesperrt und Umfahrungen gar nicht angegeben oder nur sehr spärlich ausgeschildert. 
In Marktl fuhr ich dann zweimal im Kreis, bevor ich wieder auf den richtigen (?) Radweg fand und nachdem ich den kurz darauf wieder verloren habe, ließ ich mich vom Navi Richtung Braunau lotsen und war sehr glücklich dort am Bahnhof schon einen REX Richtung Salzburg stehen zu sehen.

Mein Fazit: Radwandern jederzeit wieder, aber erst mal eher für 2-3 Tage mit längeren Etappen. Für eine wirklich längere Tour fehlt mir die Kondition, um mehrere Tage am Stück fahren zu können.

17 Kommentare:

  1. Liebe Doris,
    oh mann, ej, das erinnert mich exaktemong an meine Radreise entlang des Nord- Ostseekanals von der Ostsee an die Nordsee und wieder zurück und ich finde mich in jedem einzelnen Wort wieder, dass du schreibst.
    Aber klasse, dass du das trotz der widrigen Umstände gemacht und zum Ende einen Plan B gefunden hast. Sauber! Hihi ... Planungslegastheniker, genau wie ich. Aber weißt du, Pläne sind dafür da, um verworfen zu werden und außerdem findet man trotz des tollsten Plans den Weg eh nicht.
    Echt geilo, ich freue mich über diesen Bericht ganz besonders und schwelge in Erinnerungen :-)
    Viele Grüße,
    Irina

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    1. PS: Morgen werde ich das erste Mal mit Zug und Rad fahren und wollte das Rennrad nehmen, weil es leichter als das eBike ist (ich habe vier Räder und das eBike ist mein 'Besorgungsrad') Auf jeden Fall meinte der Gatte, dass doch alles ebenerdig ist und ich das nicht bräuchte und so hatte ich mich bis eben umentschieden ... nun, nach deiner Erfahrung werde ich dann wohl doch das RR nehmen.

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    2. Hallo Irina,
      ach das freut mich! Erstens, dass ich deine Erinnerungen so wieder wachgepustet habe und zweitens, dass es auch anderen so geht! :D

      Ds mit dem RR würde ich mir noch mal überlegen. Hier bei uns sind die Regionalzüge und S-Bahnen auch fast alle schon ohne Stufen zu betreten, (ok von ein paar Uralt Diesel Garnituren mal abgesehen), aber die ach so tollen, neuen Railjets sind halbe Klettergärten! Waren ja ursprünglich auch nicht für sowas profanes wie Radtransporte vorgesehen und erst ein paar Jahre nach ihrer Einführung und massig Protesten ließ die ÖBB es wieder zu, dass man - nach Vorreservierung, falls noch Platz dafür ist - wieder ein Rad mitnehmen kann!

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  2. Liebe Doris,
    trotz kleiner Irrungen und Wirrungen liest sich Deine Tourbeschreibung nach viel schönem Erleben. Und die Sonne lachte Dir auch noch dazu! Ein schöner Einstieg in eine vielleicht noch erblühende Radwanderinnenkarriere...?
    Und überhaupt: Urlaub - welch wunderbares Wort! Ich wpnsche schon jetzt viel Vergnügen für das kommende Wochenende!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke,
      es war sehr schön! Und für einen Erstversuch auch sehr gelungen!! :D
      Und als Urlaubseinstieg sehr geeignet, weil ich gleich mal unterwegs und beschäftigt war! :)
      Und auf das nächste Wochenende freue ich mich auch schon sehr! :)

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  3. Auf Radwegweiser darf mensch sich abseits derjenigen Routen, die man aufgrund eines Flusses o. ä. ohnehin nicht übersehen kann, niemals verlassen - sonst ist man es ganz schnell ;)

    Witzig finde ich, dass es offensichtlich auch Nachteile hat, in einer Urlaubsidylle zu Hause zu sein. Von wegen: "rumspazieren kann ich zu Hause ja auch". Wo der gemeine Städter und Flachländer die Zeit nutzen würde, einfach nur Idylle zu gucken und erschlendernd aufzuladen, denkt die Bergidyllbewohnerin nur gelangweilt: "Gucken kann ich zu Hause ja auch." Du könntest eine nächste Radtour durch Industrielandschaften (Ruhrpott?) planen und dort Gegensätze gucken - dann stellt sich dieses Problem zumindest nicht *g*

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    1. Ach liebe Lizzy,
      da hätte ich wohl vor meiner Reise das Radelwissen der Bloggergemeinschaft noch abrufen sollen! :) Obwohl ich dir zumindest für den Tiroler Abschnitt widersprechen muss. Da sind die Wegweiser "Dorissicher"!
      Hihi - das mit der "Langeweile" klingt sicher sehr nach Luxusproblem. Normalerweise passiert mir sowas nie - schon gar nicht im Urlaub. Diesesmal war es wohl eher, weil ich es anders geplant hatte. :D

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  4. Liebe Doris,
    na Gott sei Dank gibt es Navis. Ich wäre ja bei solchen Reisen auch völlig verloren. Und wenn dann der Radweg nicht mal befahrbar ist und keine Umleitung .... :-|
    Du bist ja so wunderbar spontan und hast den Plan geändert was es so hergab :-)
    Und ich finde, so 4 Tage Radwandern reicht auch erstmal, oder?
    Man muss ja auch noch Platz nach oben lassen :-))))
    Genieße die restliche Urlaubstage
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja so ein Navi ist eine tolle Erfindung. Wobei es natürlich auch noch die Möglichkeit gibt, andere Radfahrer, Spaziergänger, Läufer oder sonstige Mitmenschen zu befragen. Aber wenn man sich immer nur von Abzweigung zu Abzweigung weiterhantelt, wird es eben mühsam. ;)
      Ich finde für den Erstversuch war es so auch ok und ich fand es besser früher heimzufahren, als irgendwann die Schnauze vollzuhaben! :D
      Urlaub wird weiterhin genossen - ich hab ja noch viel mehr vor! ;D

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  5. Liebe Doris,
    für das erste Mal hast Du Dich gar nicht so umständlich angestellt.Ich kann mir gut vorstellen, wie es sich anfühlt, sich entscheiden zu müssen zwischen mehr Fahren oder mehr Sightseeing und v.a. ist es furchtbar lästig, egal ob zu Fuß oder auf dem Rad, die Wegweiser zu suchen und zu finden...Kann ich gut verstehen Deinen Abbruch, und fürs nächste Mal weißt Du, was ungefähr passen könnte 😊

    Salut

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    1. Lieber Christian,
      ich finde auch, dass die Tage sehr gut verlaufen sind. Für weitere Unternehmungen kann ich jetzt die Tagesetappen besser einschätzen. Das mit der Routenplanung ist ein weiter Punkt, der sicher noch ausbaufähig ist. ;)
      Sightseeing ist mir nicht so wichtig, ich setze mich oft lieber irgendwo in der Pampa auf ein ruhiges Plätzchen, als mir Orte oder Bauwerke anzusehen. :)

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  6. Kennst Du die Perle im schönen Tirol? Das Städtchen Kufstein, das kennst Du wohl *schunkel* Hach ne, wat schön :-)))

    Ja, Radreisen haben es in sich, wenn ich da noch an meine Harztour denke, "damals" noch ganz ohne Navi ...

    Aber die Premiere ist gemacht, ich bin gespannt ob es eine Forsetzung geben wird.

    Urlaub, meiner hat morgen noch einen Tag :-( Aber ein langes Wochenende naht :-))

    Liebe Grüße aus dem ICE zwischen Berlin und Oldenburg (ganz ohne Rad)
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ich hoffe, mittlerweile bist du schon gut in Oldenburg gelandet! :) Ist ja auch nicht notwendig ein Rad extra zu einem Marathon mitzunehmen... ;)
      Und bezüglich Perle Tirols und so. Ich trau mich hier gar nicht zu schreiben, welch schauderhafte Ohrwürmer mich begleitet haben! :O

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  7. Ich mag das auch total, also mehrere Tage am Stück irgendwo fortbewegen. Egal ob zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Beides aber leider zur Zeit nicht möglich, aber die richtige Zeit wird wieder kommen :)

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    1. Lieber Markus,
      es ist eine sehr schöne Art, seine freie Zeit zu verbringen. Zu Fuß etwas mehrtägiges zu machen, fällt heuer wegen Mimosenferse leider flach, daher der Versuch am Rad. :)

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  8. Liebe Doris,
    da rufst du Erinnerungen wach. Radreisen habe ich sicher schon seit 20 Jahren nicht mehr gemacht und mein erster 'selbständiger' Urlaub war eine mehrtägige Radtour mit 16 in der Gegend um die Porta Westfalika (hügelig :(.) Obwohl es keine schlechten Touren waren, ist es doch irgenwie nicht so meins.
    Schön dass es für dich zu passen scheint. Von Wanderwegen gibt es oft auch Kartenapps fürs Handy - vielleicht gibt es die für Radwege ja auch? Könnte helfen.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      hihi - ich glaube schon sehr viele Leute haben mal einen Radwanderurlaub "probiert". Da habe ich seit dem Urlaub schon einiges erzählt bekommen. :D
      Ja, mir hat es viel Spass gemacht und ich werde sicher wieder losfahren. Ich hatte am Telefon sogar solche Apps installiert, finde sie aber nicht so angenehm. Ich mag auch kein Navi im Auto haben, weil mich so denkfaul/doof macht. Da schau ich mir die Strecke lieber vorher auf der Karte an und suche dann nach Hinweisschildern. So kann ich mich besser orientieren. :)

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